Von Andrea Fisel Schömberg. Peter Borkmann ist ein ganz besonderer Mensch. Und ein äußerst liebenswürdiger noch dazu. Denn was ihn am meisten auszeichnet, ist seine nahezu unerschütterliche gute Laune sowie eine grundlegende Zufriedenheit, die angesichts seiner außergewöhnlichen Lebenssituation einfach umwerfend wirkt. Peter Borkmann ist 41 Jahre alt, aufgewachsen in Krefeld, hat dort die Rheinische Landesschule für Körperbehinderte besucht und mit einem Sonderschulabschluss beendet. Seine geistigen Fähigkeiten, sein Erinnerungsvermögen und seine bemerkenswerten Kenntnisse aktueller Geschehnisse lassen eine höhere Schulbildung vermuten. Darauf angesprochen, grinst er spitzbübisch: "Ich habe von der Schule die Nase voll!" Peter wohnt normalerweise in einem Wohnheim für Körper- und Mehrfach-Behinderte in Krefeld-Forstwald, seit geraumer Zeit arbeitet er in einer Werkstatt für Behinderte. "Ich fühle mich dort unterfordert", bekennt er aufrichtig, "ich würde lieber am Computer arbeiten, wo ich geistig mehr gefordert bin." Auch über seine Behinderung spricht er offen: Angeborene Tetraspastik laute der medizinische Fachbegriff, die Ursache: "Ich hatte bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals." Betroffen sind alle vier Extremitäten, besonders schwer der rechte Arm sowie das linke Bein. Das Gleichgewicht ist gestört, ebenso Kopf- und Augenkontrolle sowie Sprachmotorik. Peter spricht langsam und hoch konzentriert; mitunter wiederholt er geduldig das Gesagte. Seine Körpersprache ist dabei voller Ausdruckskraft. Wenn er lacht, freut sich der ganze Körper mit. Sein Lachen wirkt unwillkürlich ansteckend. Nach Schömberg in die Kinderklinik kommt Peter seit seinem fünften Lebensjahr, in der Regel einmal im Jahr für vier bis sechs Wochen. "Das ist eine super Klinik mit prima Leuten und einem guten Klima", attestiert er dieser Einrichtung, "wenn hier Behandlungen oder Untersuchungen gemacht werden, kann ich mich darauf verlassen, dass sie gewissenhaft gemacht werden." Er kennt hier fast jeden und umgekehrt kennen alle den sympathischen "Jungen". Und wieder lacht er: "Ich kenne hier das ganze Team bis zum Chefdirektor!" Seine Tage hier in Schömberg sind gefüllt mit Physio-, Ergo- und Wassertherapie, in der freien Zeit erkundet er selbstständig mit seinem Elektro-Rollstuhl die Umgebung. Auch in der Gemeinde kennt er sich bestens aus. "Die derzeitige Umleitung finde ich nicht gut, weil wir Patienten aus der Kinderklinik jetzt wegen dem Verkehr nicht mehr spazieren fahren können", bemängelt er, hat aber auch bereits einen Verbesserungsvorschlag parat: "Über die BfA-Klinik wäre besser." An Bürgermeisterin Bettina Mettler hat er eine Bitte: "Wenn man den Wiesenweg zur Kinderklinik hochkommt, wäre an der Einmündung Römerstraße ein Verkehrsspiegel erforderlich." Am Freitag nehme er am Pforzheimer City-Lauf "Fun Run" mit seinem High-Tech-Fahrzeug teil, berichtet der unternehmungslustige junge Mann stolz. Eigens für den heutigen Pressetermin hat er am PC eine Liste erstellt, auf der seine zurückgelegten Fahrstrecken der vergangenen fünf Monate sorgfältig aufgelistet sind: "968,2 Kilometer bin ich ausschließlich mit dem Rollstuhl gefahren!" Wieder strahlt sein ganzes Gesicht. Eine letzte, ganz persönliche Frage noch: "Warst du nie irgendwann unglücklich über deine Behinderung?" Peter antwortet postwendend und aus tiefster Überzeugung: "Ich war schon immer mit mir und meinem Leben zufrieden. Ich habe mich von meinen Eltern geliebt gefühlt, besonders von meinem Opa, der sich viel mit mir beschäftigt hat." Etwas nachdenklich fügt er hinzu: "Einen großen Traum habe ich allerdings: Ich möchte eine Deutschlandtour mit meinem Rollstuhl machen!" Die Route stehe bereits fest, Hamburg, Berlin, München und so, für Begleitung sei gesorgt. "Nur brauche ich dafür noch Sponsoren."
Gefunden: am 23.10.2013 16:12 Quelle: Schwarzwälder-Bote.de |